Zu Beginn des Jahres wurden von Andrea Schmitt, Außenstellenleiterin des WEISSEN RINGS in Herne, die Fallzahlen für das Jahr 2024 ausgewertet. Der Rückgang der Fallzahlen aus dem Vorjahr (163) ließ sich für 2024 nicht bestätigen; vielmehr stiegen die Fallzahlen mit 171 betreuten Opferfällen für das Jahr 2024 auf den höchsten Stand seit zehn Jahren. Den größten Anteil hieran hatten mit knapp 30% immer noch Sexualdelikte, allerding sind zusätzlich im Vergleich zum Vorjahr die Fälle häuslicher Gewalt um mehr als das Doppelte angestiegen (15 im Jahr 2023 zu 31 in 2024).
„Es ist generell beunruhigend zu sehen, dass sich in diesem Jahr deutlich mehr Menschen – und es sind überwiegend Frauen – als Opfer häuslicher Gewalt bei uns gemeldet haben. Die gestiegenen Fallzahlen können aber auch daran liegen, dass sich mehr Menschen trauen, Hilfe zu suchen und dass die Hilfsangebote des WEISSEN RINGS durch unsere Öffentlichkeitsarbeit in Herne bei den Menschen in Erinnerung bleiben“, so Schmitt.
Das größte Fallaufkommen war wie im Vorjahr im Juni zu verzeichnen (24), in den ruhigsten Monaten Februar und November wurden jeweils noch acht Fälle bearbeitet. Neben der persönlichen Betreuung und Beratung der Opfer von Kriminalität, leistet der WEISSE RING auch monetäre Hilfe in finanziellen Notlagen, die durch eine Straftat entstanden sind. So wurden im Jahr 2024 insgesamt 66 Beratungsschecks im Wert von 12.450€ ausgegeben, die beispielweise für eine anwaltliche Erstberatung genutzt werden können. Zudem leistete die Außenstelle Herne direkte finanzielle Hilfen in Höhe von 10.145€, was einem Anstieg um 1.620€ im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
In Puncto Öffentlichkeitsarbeit konnte das Präventionsteam der Außenstelle Herne in diesem Jahr etwas ganz Besonderes anbieten: Kostenlose Selbstbehauptungskurse für Senior*innen in Kooperation mit der Herner Kampfkunstschule Bushikan e.V. und der Caritas. An insgesamt vier Terminen erlernten die Teilnehmenden in praktischen Übungen von erfahrenen Trainer*innen, wie sie sich in Konfliktsituationen verhalten sollten und selbstbewusst auftreten.
„Für 2025 ist aufgrund der hohen Nachfrage im Vorjahr eine Neuauflage der Selbstbehauptungskurse fest eingeplant und die Kooperation mit der Kampfkunstschule Bushikan ist eine Bereicherung für unsere Präventionsarbeit. Wir freuen uns sehr, dass wir den Herner Senior*innen ein so tolles Angebot machen können. Außerdem planen wir weitere neue Veranstaltungen, über die wir die Öffentlichkeit zeitnah auf unserer Internetseite und in den Printmedien informieren werden“, berichtet Schmitt.
Der WEISSE RING finanziert sich fast ausschließlich über Mitgliedsbeiträge, Spenden, Nachlässe und Bußgeldzuweisungen der Gerichte. Auf öffentliche Mittel wird bewusst verzichtet, sodass die politische Unabhängigkeit gewährleistet werden kann. So kommen mehr als fünfzig Prozent der Einnahmen den Opfern zugute. Dreißig Prozent der Einnahmen werden für Prävention und öffentliches Eintreten ausgegeben, der Verwaltungsaufwand beträgt nur rund fünfzehn Prozent. Die Zusammenarbeit mit der Polizei wird seit vielen Jahren intensiviert, zudem besteht eine gute Vernetzung zu weiteren Beratungsstellen, an die Hilfesuchende bei Bedarf vermittelt werden.
Den Weg zum WEISSEN RING finden die Opfer durch die Polizei, andere Institutionen, die zentrale Opfernummer 116 006, die Herner Telefonnummer 0151/55164935 oder über die Internetseite (herne-nrw-westfalen-lippe.weisser-ring.de). Auch eine anonyme Kontaktaufnahme und Beratung ist möglich.