Brigitte Grüning, Leiterin der Außenstelle Herne, hat in diesen Tagen Resümee für das Jahr 2020 gezogen.
Im Jahr 2020 wurde auch die Arbeit des WEISSEN RINGS durch Corona bestimmt und beeinflusst. „Natürlich waren wir trotz Pandemie oder Lockdown für die Menschen da,“ resümierte Grüning .
Die Art und Weise der Arbeit hatte sich aber stark verändert. Die meisten Beratungen und Gespräche fanden am Telefon statt. War doch einmal ein Treffen erforderlich, fand es im öffentlichen Raum statt. Cafés und Treffpunkte waren geschlossen. Auch die wichtige Präventionsarbeit ruhte. Veranstaltungen und Workshops fanden nicht statt.
Dass die Arbeit trotz Corona wichtig ist, zeigen die Zahlen vom vergangenen Jahr. Rund 129 (Vorjahr 116 ) Opfer von Straftaten wurden von den ehrenamtlichen Mitarbeitern betreut. Das Spektrum reicht von der häuslichen Gewalt bis zur versuchten Tötung.
Bedrückend findet Grüning die Tatsache, dass häusliche Gewalt, sexuelle Übergriffe auf Kinder und Frauen und Stalking den überwiegenden Teil der Arbeit ausmachen. Neben den Neufällen müssen auch viele bestehende Opferfälle von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreut werden. Dabei leisten die acht ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrer Freizeit menschlichen Beistand und persönliche Betreuung. In 22 Fällen hat der WEISSE RING Opfer mit Beratungsschecks unterstützt. Bei Bedürftigkeit und einer finanziellen Notlage als Folge einer Straftat hat der WEISSE RING mit rund 12.000 Euro geholfen.
Ein wichtiger Teil der Arbeit und Satzungsziel des WEISSEN RINGS, die Vorbeugung, konnte im letzten Jahr kaum stattfinden.
Die vom WEISSEN RING entwickelte NoStalk APP steht in den bekannten App-Stores zum kostenlosen Download zur Verfügung. Sie unterstützt Stalkingopfer dabei, die Attacken der Täter gerichtsverwertbar zu dokumentieren. Mit der integrierten Alarmfunktion kann im Gefahrenfall ein Notruf abgesetzt werden oder der Sirenenton verscheucht den Täter. Der Verlust des Handys oder eine Zerstörung durch den Stalker führt nicht automatisch zu einem Verlust der Daten. Sie werden auf einem externen Server besonders gesichert.
Um auch in Zukunft effektiv helfen zu können, wurde auch im Jahr 2020 verstärkt um neue Mitarbeiter, Mitglieder und Spenden geworben. Zwei Mitarbeiterinnen konnten ihre Ausbildung abschließen. Der Verein finanziert sich fast ausschließlich über Mitgliedsbeiträge, Spenden, Nachlässe und Bußgeldzuweisungen der Gerichte. "Um politisch unabhängig zu bleiben, verzichtet der Verein bewusst auf öffentliche Mittel", erläutert Grüning das Finanzierungsmodell des WEISSEN RINGS. Uns ist vor allem wichtig, dass mehr als fünfzig Prozent der Einnahmen den Opfern zugute kommen. Rund 30 Prozent werden für Prävention und öffentliches Eintreten ausgegeben. Nur rund 15 Prozent beträgt der Verwaltungsaufwand. Die Zusammenarbeit mit der Polizei wurde noch stärker intensiviert. Die Landesverbände des WEISSEN RINGS in NRW hatten zum Beispiel mit dem damaligen Innenminister Jäger einen Kooperationsvertrag abgeschlossen, der heute noch Gültigkeit hat. Dieser beinhaltet eine noch intensivere Zusammenarbeit mit der Polizei vor Ort.
Den Weg zum WEISSEN RING finden die Opfer durch die Polizei, Anwälte, andere Institutionen, die zentrale Opfernummer 116 006, die Herner Telefonnummer 02323 9 44335 oder über die Internetseite. (www.weisser-ring.de)